Akademische Fossile

In muff’ger Gruft, wo Lektüre modrig fault,
hockt schwarz ihr Schwarm, von Papyrus umklammert.
Die Zung’ ist welkend, grau vom Tintenmaul,
ein Nekrolog, der lallend noch verjammert.

Sie nisten, wie verblichne Mumien-Schwärme,
im Frack, der längst den Geruch des Moder kennt;
ihr Herz, ein schlecht erhalt’nes Futterherme,
das nur noch mit verbitterter Lauge brennt.

Die Wände tropfen von Zitatsarkophagen,
ein Reich aus Fußnot’ und verwesendem Sinn;
wer frisch hereilt, den greifen sie mit Kragen
und graben ihn wie Schutt zum Staube hin.

Sie wittern Feinde im Geruch des Neuen,
verfluchen jede Regung, jedes Blut.
Die Haut der Menschlichkeit ist längst verfroren,
ihr Händedruck: ein Knochenspiel aus Wut.

Und nachts, im Spiegel leerer Fakultäten,
da starrt sie an: die Fratze ihres Neids.
Sie seufzen süß in lüstern-sauren Fäden,
vom eignen Untergang benebelt, kalt und breit.

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Über Nataljia Vibescu

Versager mit Stil. Ich warte irgendwo, am Rande der Welt, wo selbst den Atomen schwindelig wird. Geboren im falschen Zeitalter, sowohl Philanthropin, wie auch Menschenhasserin, Einzelgängerin, die zurückgezogen in ihrer eigenen Welt lebt. Philosophie und Literatur begeistert, tendenziell Okkultismus interessiert (218, Shivaismus, Kabbala, Left Hand Path...), krankhafte Ästhetin - wie die Hauptfigur in J.K. Huysmans Roman "Gegen den Strich" - Globetrotterin, vielsprachig, kreativ, eigen, mit einem gewöhnungsbedürftigen Humor (noch schwärzer als schwarz), Geisteswissenschafts- und Kunstjunkie, tierlieb, schreibt, malt oder bastelt kompulsiv - als sei das Schaffen eine lebensnotwendige und unausweichliche Katharsis - mit einer besonderen Empathie, einem Hang zur Provokation und Rebellion und einem angeborenen Problem mit Autorität jeder Art, Anpassung und dem Respekt sozialer Normen. Master in Philosophie und Germanistik und Doktor der Germanistik (Literatur). Lehrerin von Beruf, nebenbei stets kreativ und inspiriert am schreiben, malen oder basteln. Ob das, was ich erschaffe, gefällt oder nicht, ist mir relativ gleichgültig. Ich suche weder Bestätigung noch sonst irgendwas der Art, sondern kreiere überwiegend für mich selbst, um mit meinen Emotionen, meiner psychischen Verfassung und meinem Innenleben besser umzugehen und um diesen Zuständen filterlos freien Lauf zu lassen... Künstlerisches Schaffen authentischer Art ist immer wie ein Exorzismus, der eine heilsbringende und beruhigende Wirkung hat. Somit lade ich euch ein, den Kadaver eures Stolzes in der Tiefe des Scheins - vor dem ihr euch so gerne verneigt - vermondern zu lassen. Ob ihr mich Lest oder nicht ist mir gleigültig. All das, was ihr hier sehen oder lesen könnt, habe ich für mich selbst erschaffen - als perfekte Egoistin - mit der vergeblichen Hoffnung, mein Innenleben zu zügeln und zu ordnen und um Abstand zu mir selbst zu schaffen. Somit finden Sie hier, wenn Sie es wagen in meine Welt einzutauchen, mein Herz, mein Hirn und mein Innenleben. Aasfresser ! Ich wünsche euch einen guten Appetit.