Gedicht an die Jugend von heute 

Wie welkes Laub im raschen Zeitgewehe,
So treibt die Jugend ziellos durch den Tag;
Sie irrt, gefangen in elektron’schem Schnee,
Und kennt der echten Nähe kaum noch Schlag.
 
Die Weisheit schweigt — kein Ohr, das sie vernimmt,
Verkalten sind Gedanken, leer und schwer;
Nur flackernd Bild, das durch die Finger rinnt,
Erfüllt das Herz, doch nährt die Seelen leer.
 

Empathie, einst Engel, sanft und rein,
Sie fand in jungen Brustkämmerlein kein Haus;
Sie schwindet, wenn die kalten Blicke sein,
Gelenkt nur durch des Bildschirms trüben Schmaus.
 
Und Schweigen herrscht, wo einst das Wort erblühte,
Gespräch entflieht, die Miene bleibt verhüllt;
Kein Geist, der rege ringt, kein Herz, das glühte,
Nur Lautlosigkeit, die hohl das Schweigen füllt.
 
O Jugend, Kind der flücht’gen Glasphantasie,
Du siehst nicht, wie das Leben reich und weit;
Du fesselst dich an Schatten-Alchemie
Und wirfst dafür die gold’ne Wirklichkeit
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Über Nataljia Vibescu

Versager mit Stil. Ich warte irgendwo, am Rande der Welt, wo selbst den Atomen schwindelig wird. Geboren im falschen Zeitalter, sowohl Philanthropin, wie auch Menschenhasserin, Einzelgängerin, die zurückgezogen in ihrer eigenen Welt lebt. Philosophie und Literatur begeistert, tendenziell Okkultismus interessiert (218, Shivaismus, Kabbala, Left Hand Path...), krankhafte Ästhetin - wie die Hauptfigur in J.K. Huysmans Roman "Gegen den Strich" - Globetrotterin, vielsprachig, kreativ, eigen, mit einem gewöhnungsbedürftigen Humor (noch schwärzer als schwarz), Geisteswissenschafts- und Kunstjunkie, tierlieb, schreibt, malt oder bastelt kompulsiv - als sei das Schaffen eine lebensnotwendige und unausweichliche Katharsis - mit einer besonderen Empathie, einem Hang zur Provokation und Rebellion und einem angeborenen Problem mit Autorität jeder Art, Anpassung und dem Respekt sozialer Normen. Master in Philosophie und Germanistik und Doktor der Germanistik (Literatur). Lehrerin von Beruf, nebenbei stets kreativ und inspiriert am schreiben, malen oder basteln. Ob das, was ich erschaffe, gefällt oder nicht, ist mir relativ gleichgültig. Ich suche weder Bestätigung noch sonst irgendwas der Art, sondern kreiere überwiegend für mich selbst, um mit meinen Emotionen, meiner psychischen Verfassung und meinem Innenleben besser umzugehen und um diesen Zuständen filterlos freien Lauf zu lassen... Künstlerisches Schaffen authentischer Art ist immer wie ein Exorzismus, der eine heilsbringende und beruhigende Wirkung hat. Somit lade ich euch ein, den Kadaver eures Stolzes in der Tiefe des Scheins - vor dem ihr euch so gerne verneigt - vermondern zu lassen. Ob ihr mich Lest oder nicht ist mir gleigültig. All das, was ihr hier sehen oder lesen könnt, habe ich für mich selbst erschaffen - als perfekte Egoistin - mit der vergeblichen Hoffnung, mein Innenleben zu zügeln und zu ordnen und um Abstand zu mir selbst zu schaffen. Somit finden Sie hier, wenn Sie es wagen in meine Welt einzutauchen, mein Herz, mein Hirn und mein Innenleben. Aasfresser ! Ich wünsche euch einen guten Appetit.