O Jugend, stolzer Pfau mit bunten Schwingen,
Du spiegelst dich im leeren Gläsermeer;
Doch außer Selbstlob weißt du nichts zu singen,
Dein Wort erschallt dumpf, hohl und ohne Ehr.
Mit weisen Büchern willst du nichts mehr hegen,
Denn Weisheit wiegt zu schwer, sie drückt den Sinn;
Du lernst, wie Finger über Tasten fegen,
Und hältst dies schon für tiefen Weltengewinn.
Die Liebe? Ach, sie taugt dir kaum vonnöten,
Du kühlst dein Herz in kaltem Bildschirmlicht;
Der Nächste, der dir stürzt in seine Nöten,
Erwartet Trost — du lieferst Memes und nichts.
O Kind der Flut, die durch die Daten rauschet,
Dein „Ich“ ist groß, dein Geist indes sehr klein!
Ein Herz, das nur auf Selbstbefeierung lauschet,
Kann nimmermehr der Menschheit Diener sein.
Du rühmst dich frei, doch bist des Truges Knechte,
An Ketten bunter Bilder festgeschnürt;
Die Tugend, die man lobt in alten Hechte,
Gilt dir verstaubt, verlogen, unberührt.
So thronst du hoch auf Pixeln, bunt gefiedert,
Ein Königreich aus Nebel – welch ein Spott!
Die Krön’ aus Likes, die dein Gemüt befriedet,
Ist nichts als Tand, Verwesung, faul und Schrott.
Drum lacht der Greis, der deine Torheit siehet,
Er hebt die Stirn und spricht mit leisem Spott:
„Wer nur im Schatten eitler Bilder blühet,
Der welket schnell – vergessen und verrott’.“