Burkini-Debatte – Zu viel Stoff als Gefahr für Sitte und Ordnung?

Der Artikel „Burkini Debatte: Wie nackt ist nackt genug?“ von , ist erschienen in „Der Welt“ am 23.08.2016.

Der Burkini, also der muslimische Ganzkörperanzug zum Baden, ist ein Aufreger des Sommers. Was ist dran an der Hysterie um ein paar Lagen Stoff? Und brächte er nicht auch ein paar Vorteile?“ link zu diesem Artikel.

Stellungnahme zu dem Artikel:

Die Frau

Es gibt viele Gründe und Argumente, wie in dem Artikel beschrieben, die nicht gegen ein mehr an Stoff am Körper sprechen würden. Im Grunde hat sich damals auch niemand darüber aufgeregt, dass Hare-Krishna, Bhagwan-Jünger in ihren orangenen Gewändern, Sikh mit ihren Turbanen, Afrikaner mit bunten Gewändern oder Nonnen, Trachtenträger gemeinsam mit uns leben und sich damit zeigen.

Der Unterschied ist aber: sie kleideten sich zwar anders, blieben aber in ihrem Verhalten unauffällig und lebten in Einklang mit unseren Gesetzen in unserer Gesellschaft friedlich miteinander und stellten keine Glaubensforderungen. Selbst das Missionieren entfiel und keiner beschwerte sich, dass religiöse Gefühle verletzt werden. Buddhisten, die ihren Buddha in Puffs, Baumärkten und in anderen verkitschten Ausführungen jeden Tag sehen, hatten nicht einmal den Anspruch, sich auf die Blasphemie zu berufen oder Gewalt anzuwenden. Die Inhalte der Diskussionen zu religiösen Fragen heute lassen sich daher eindeutig identifizieren und einer bestimmten islamistischen Gruppierung / Glaubensrichtung zuordnen, die den Anspruch für sich erhebt, ihre Forderungen mit allen Mitteln durchzusetzen, auch gegenüber unseren integrierten muslimischen Mitbürgern, die diese radikalen Ansichten nicht teilen.

Kann eine pluralistische Gesellschaft, die sich aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, Atheisten, heterogenen Lebensentwürfen zusammensetzt, es sich erlauben, dass eine bestimmte Glaubensrichtung sich gegenüber allen anderen durchsetzt, um ihre eigene spezifische religiöse  Vorstellung innerhalb der Gesellschaft zu etablieren?   

In der Diskussion um Kopftuch, Burkini, Hidschab, Niqab, Burka geht es daher aus meiner Sicht nicht um ein Stück Stoff, sondern um ein Herrschaftssymbol, die Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft und eine Überzeugung, die sowohl religiös als auch politisch motiviert ist und diese totalitäre religiöse Ideologie dazu nutzt, sich abzuheben und Werte zu etablieren, die im Widerspruch zur Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie stehen.

In Ländern wie Saudi-Arabien (Wahhabismus), Afghanistan (Taliban) und anderen islamischen Staaten ist das Tragen von Niqab, Burka, Hidschab, Kopftüchern keine Option, sondern Pflicht. Die dortigen Werte und Gesetze weichen fundamental von unseren ab und führen daher zu Spannungen bis hin zu Terrorakten und Kriegen, die nun auch nach Europa exportiert wurden. 

Aus meiner Sicht liegt es daher nahe, sich dem entgegen zu stellen, um Grenzen aufzuzeigen, wenn eine Religion zu viel Raum innerhalb der Gesellschaft für sich einfordert und gesellschaftliche Prozesse anzustoßen versucht, durch welche die Mehrheit der Bürger und der soziale Frieden bedroht werden. Dann klappt es auch mit der Integration, wenn sie gewollt und angenommen wird. Nur so ist es möglich mit einander friedlich zu leben – mit Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber denen, die nicht zu dieser Religionsgemeinschaft gehören.