Kein Zusammenhang zwischen Flüchtlingen und Terror.

Titel: Des Menschen höchstes Gut, ST

Artikel erschienen in der Zeit Online, Donnerstag 18 August 2016

„Mehr Flüchtlinge und damit mehr Terror in Deutschland? Diesen Zusammenhang sieht die Kanzlerin nicht. Ihre Partei, so verspricht sie, will für mehr Sicherheit sorgen“.

Link: Islamistischer Terror: Merkel sieht keine Verbindung zwischen Flüchtlingszuzug und Terror

Kommentar zu dem Artikel.

Wenn ein Zusammenhang zwischen dem Zuzug von Flüchtlingen und einer gewachsenen Terrorgefahr ausgeschlossen wird, darf es auch keine Anschläge geben, die von Flüchtlingen verübt werden.

Bis jetzt sind Terroranschläge überwiegend von Personen begangen worden, die entweder schon in Europa lebten oder über die Flüchtlingsroute nach Europa gekommen sind.  Die Einreise über legale Transitwege nach Europa kann zwar nicht ausgeschlossen werden, ist aber doch eher die Ausnahme.

Was ist der Unterschied zwischen einem Flüchtling und einem Terroristen?

Die differenzierte Betrachtung  von Frau Merkel, dass Flüchtlinge keine Terroristen sind, liegt nahe.
Attentäter, die sich und andere umbringen, flüchten nicht, denn sie verfolgen das Ziel, für den Islam als Märtyrer zu sterben und möglichst viele Unbeteiligte umzubringen, um dann die Reise ins Paradies anzutreten. Dem zufolge haben sie auch nicht den Anspruch in Europa zu bleiben, Deutschkurse zu besuchen und sich integrieren zu lassen.

Es kann sich daher nur um hier lebende Islamisten, Konvertiten, Gastarbeiterkinder handeln, die den Terror unterstützen und sich radikalisiert haben, um als islamistische Harakiri-Reisende den Status der Glückseligkeit im Paradies zu erlangen und als selbstlose Märtyrer möglichst viele Ungläubige in die Hölle zu schicken, um den wahren, einzig richtigen Glauben zum Wohle aller zu etablieren.

Die von den ungläubigen Menschen gemachten weltlichen Gesetze und Moralvorstellungen können nur abgelöst werden über ein Kalifat, um die wahre göttliche Rechtsprechung, die Scharia, zum Wohle aller einzuführen.

Bedauerlicherweise wird es von den meisten Nicht-Muslimen oder moderaten Muslimen und dem Rest der Welt missverstanden. Der gefestigte Glaube und die Überzeugung erfordert nun mal, dass dann eben alle Menschen zu ihrem Glück gezwungen werden,  weil sie zu verkommen sind, um zu verstehen, dass es sich dabei um das größte Geschenk Gottes handelt.

Mit der selbigen Überzeugung ist man auch der Meinung, durch Deutsch- und Integrationskurse sowie über die Gesetze von Ungläubigen (Grundgesetz, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung, Demokratie) problematische,  unwillige Islamisten davon abzuhalten, sich über den IS blitzradikalisieren zu lassen und sie dazu zu bringen, in das Lager friedliebender muslimischer Mitbürger, Christen oder Atheisten zu wechseln.

In dem Kontext der differenzierten Betrachtung  (unter den Flüchtlingen gibt es keine Terroristen) bietet Frau Merkel ihre sehr eigene Sicht der Dinge,  die einer persönlichen Logik folgt. Ihre Betrachtung und Einschätzung wird aber nicht von allen anderen Regierungen und Bürgern in Europa geteilt und stößt sogar auf Widerstand; deshalb wird sie missionarisch vorangetrieben und gipfelte dank einem unerbittlichen Einsatz  und starkem Durchsetzungsvermögen unserer Bundeskanzlerin gegenüber den anderen europäischen Ländern in dem zweifelhaften Türkei-Deal. Auch diese Länder mussten zu ihrem Glück gezwungen werden.

Wenn selbst ein muslimischer Staat wie Saudi-Arabien keine Flüchtlinge aufnimmt aufgrund einer erhöhten Terrorgefährdung, liegt es nahe, dass nicht auszuschließen ist, dass islamistische Extremisten sich auch unter den Flüchtlingen befinden.

Diesen Widerspruch kann aber Frau Merkel und Teile der Regierung zu Recht  ignorieren, da  Flüchtlinge per se keine Terroristen sind und Saudi-Arabien nicht Deutschland ist – und weil es bei uns die Meinungsfreiheit gibt.

Dass andere europäische Staaten eine ähnliche Strategie verfolgen oder die Aufnahme regulieren, stark reglementieren, ist nur auf den Umstand zurückzuführen, dass diese das Merkelsche Prinzip der Staatsführung nicht verstanden haben. Von daher ist es auch stimmig, alle, die nicht verstehen wollen, als europäische Abtrünnige zu bezeichnen, die die europäische Wertegemeinschaft  von Frau Merkel nicht mittragen wollen.

Auf die Problematik, dass vielleicht dennoch Terroristen in Deutschland leben oder nach Deutschland bzw. Europa  kommen, hat unsere Bundeskanzlerin folgenden Lösungsansatz parat: „Auf die zunehmende Bedrohung“  mit „Mehr Personal plus mehr Eingriffsmöglichkeiten“ zu reagieren.

Genial getroffene Entscheidungen, komplexe Zusammenhänge und Gefährdungslagen mit weitreichenden Konsequenzen für den Bürger und den Staat verständlich zu formulieren, ohne auf die eigentliche Ursache des Problems eingehen zu wollen. Dazu gehört auch der vor kurzem veröffentlichte 9-Punkte-Plan, der in seiner Reduktion auf das Wesentliche kaum mehr zu überbieten ist.

Die Ängste der Bürger sind daher völlig unbegründet, da es sich um keine rational begründeten Ängste handeln kann. Diese werden ausschließlich von rechten Populisten und weiteren Kritikern  missbraucht, um die Menschen in unserem Land zu verunsichern. Nicht zu vergessen, dass wir auf die hochqualifizierten zukünftigen Arbeitnehmer aufgrund unserer demografischen Entwicklung nicht verzichten können, um Exportweltmeister zu bleiben.

Zum Schluss, was ich wirklich vermisst habe, ist „Wir schaffen das“ am Ende der Wahlveranstaltung, um einen Optimismus ohne Grenzen zu verbreiten und die Menschen zu motivieren, am entscheidenden Wahltag das Kreuz auf dem Stimmzettel auf die richtige Stelle zu setzen, oder wer keine Alternativen mehr dazu sieht, ganz demokratisch auf seine Stimmabgabe zu verzichten und sich als getreuer Untertan seinem Schicksal hinzugeben.

ST 19.08.2016