„Wie sehr Michel Houellebecq
mit seinen Romanen den Nerv der Gesellschaft trifft, zeigt einmal mehr der jüngste Roman des Franzosen, der heute in Deutschland erscheint: „Unterwerfung„.
Sein Buch wurde am Montag in Köln vorgestellt.
Link: Rückblick vom 19.01.15 auf die Houellebecq-Lesung in Köln
„Das Buch in fünf Kapiteln ist als Entwicklungsroman einesHochschullehrers und Literaturwissenschaftlers an der Sorbonne in Ich-Erzählform angelegt. Es beginnt damit, dass François mit seinem Studium fertig ist und feststellt: „Meine Jugend war vorbei.“ Die Eingliederung ins Berufsleben gelingt ihm, obwohl sie ihn nicht freut.
Der Leser findet ihn schließlich als 44-jährigen Single wieder, jetzt Professor an der Uni Sorbonne, der mit seinen hübschesten Studentinnen schläft, trotzdem oder gerade deshalb sozial vereinsamt ist und mit seinem Adidas-Rucksack durch Paris wandelt. Griesgrämig, pessimistisch, eine typische Houellebecq-Figur. Er ist ein Misanthrop, der die Welt, die Jugend und sich selbst nicht mag. Er flüchtet sich gerne in die Vergangenheit.
Eigentlich ist er ein Macho, der es nicht für eine gute Idee hält, dass die Frauen das Wahlrecht erhielten. Der Leser erfährt viel über sein unbefriedigendes Sexualleben, über seinen hohen Alkoholkonsum und über seine Beobachtungen zur politischen Entwicklung.
Das Frankreich im Mai 2022 steht vor Wahlen und es gibt einen muslimischen Kandidaten einer „Bruderschaft der Muslime“.
Als er gewinnt, beginnt die Islamisierung der französischen Hauptstadt, wie sie der durch die Straßen wandernde Intellektuelle wahrnimmt. Bürgerkriegsähnliche Zustände lässt Michel Houellebecq seinen Protagonisten erleben“. pnp.de
„Eine literarische Bombe […] der Meister der subversiven Provokation […] meldet sich als radikaler Zeitdiagnostiker und schwärzester Kulturpessimist mit einer politischen Fiktion […] Dem Gesellschaftskritiker Houellebecq […] geht es in Wahrheit gar nicht darum, mit einer Schreckensfantasie zu schockieren oder Hassgefühle anzufachen. Er beschreibt im Gegenlicht der islamischen Utopie die Trostlosigkeit der französischen (und europäischen) Gegenwart, in der jeder willenlos dem Drang ausgeliefert ist, sich in der von Geld und Gier getriebenen Marktgesellschaft einen beneidenswerten Platz zu erkämpfen.“
Romain Leick, SPIEGEL
»Wem es gelingt, mich zu vereinnahmen, ist noch nicht geboren.«
Michel Houellebecq
Unterwerfung, übersetzt von Norma Cassau und Bernd Wilczek, DuMont Verlag, 280 Seiten, 22,90 Euro.
ISBN 978-3-8321-9795-7
Originaltitel: Soumission
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