Islamismus auf dem Vormarsch, Anschläge im Namen Allahs (Gott ist wohl eher böse als groß…), ‘islamkonforme’ sexuelle Übergriffe und Frauenverachtung, ’islambedingter’ Homosexuellen- und Judenhass, Millionen Muslime auf der Flucht aus islamischen Ländern in die Länder der Ungläubigen: Die Flüchtlingskrise hat es in sich und führte zu vergifteten Debatten über die Rolle des Islam, dieser großen Weltreligion (die die Welt erobern möchte), für die einen Religion des Friedens, für andere Religion des Krieges und der Unterdrückung, alles eine Frage der Auslegung.
Festzustellen ist, dass das Demokratieverständnis der Religionen (Christentum inklusive) höchst fraglich ist, denn die Geschichte hat offenbart, dass die Religionen sich sehr gut mit Diktatoren arrangieren (die katholische Kirche unter Franco, der Vatikan unter Mussolini, die evangelische Kirche unter den Nationalsozialisten – vom Islam im Nahen und Mittleren Osten ganz zu schweigen).
Ungeachtet dessen wird in Deutschland die Religionsfreiheit hoch gehalten, als ob die Religion ein fortschrittliches Gut wäre, das es zu verteidigen gilt, wie etwa die Meinungsfreiheit oder die Demokratie. Es ist eher so, dass die Religion in Deutschland sich mit der Demokratie arrangiert hat, wie in der Vergangenheit mit dem Faschismus (Klerikalfaschismus). Gefördert hat sie sie nicht und die Meinungsfreiheit schon mal gar nicht. Was wird also mit Religionsfreiheit gemeint? Geht es um die Freiheit zu glauben (an welchen Gott auch immer) oder eher um die Ausübung/Zurschaustellung der jeweiligen Religion?
Natürlich darf in einer freien Gesellschaft jeder glauben, was er will, solange es Privatsache bleibt aber die Grenze sollte man ziehen, wenn die Religion den öffentlichen Raum besetzt und die Politik bestimmt, da zwangsläufig die Konfessionslosen (nicht organisierte Gläubige und Atheisten) verdrängt werden und ihnen das Recht abgesprochen wird, frei von Religion zu leben. Infolgedessen kann nur ein laizistischer Staat (mit strikter Trennung von Staat und Kirche) die Freiheit und Gleichheit aller Bürger garantieren. Frankreich hat diesen Weg gewählt und konsequent durchgesetzt, Deutschland hingegen hält noch immer an der dominanten Rolle (in Bildung und Politik) der Kirche fest, vor allem der evangelischen Kirche – ernsthaft im Namen der Religionsfreiheit? Als Freidenkerin bezweifle ich es.
Unter dem Deckmantel der Freiheit geht es in Wirklichkeit um Macht. In der deutschen Regierung sind die Protestanten überrepräsentiert, die Katholiken in der Minderheit und die Konfessionslosen und Atheisten inexistent, obwohl Letztere die Mehrheit in der deutschen Bevölkerung bilden (ca. 34% gegen ca. 30% Protestanten, ca. 30% Katholiken und 3 bis 4% Muslime). Eine christliche Partei regiert das Land, zahlreiche christliche Arbeitskreise bestimmen die Politik mit, während laizistische Arbeitskreise (auch bei nicht-christlichen Parteien) verhindert werden.
Wovor hat die mächtigste Kirche Deutschlands, die evangelische Kirche, Angst – etwa dass die Minderheit nicht mehr die lauteste Stimme haben könnte, dass die Mehrheit etwas bestimmter werden könnte, dass die erstgenannte etwas von ihrer eigenen (Religions-) Freiheit zugunsten anderer Freiheiten abgeben müsste?
Die Flüchtlingskrise hat dieses Ungleichgewicht offenbart: Die evangelische Kirche ist omnipräsent, ob durch Kirchenprojekte rund um die sog. Schutzbedürftigen (deutsche Erfindung für Flüchtlinge) oder durch die medial optimierten Aussagen ihrer politischen/moralischen VertreterInnen (Bundeskanzlerin, Bundespräsident, Innenminister, Außenminister etc.). Deutschland besinnt sich auf seine christlichen Werte zum vermeintlichen Wohle aller und ignoriert dabei, dass viele das sinkende Schiff bereits verlassen haben (Zunahme der Kirchenaustritte).
Und dann noch diesen verzweifelten Versuch, den verkommenen Islam zu vereinnahmen mit Aussagen wie ‘Der Islam gehört zu Deutschland’. Es klingt so als würden unsere Politiker/Innen den Islam benutzen, um die eigene wenig ruhmreiche Religion zu rechtfertigen. Es gibt allerdings durchaus geschichtliche Gemeinsamkeiten (Antisemitismus, negatives Frauenbild, Hang zum Faschismus) mit dem Unterschied, dass die einen sich weiterentwickelt haben und die anderen stehen geblieben sind…
Die Folge dieses propagandistischen Feldzuges ist aber, dass die Religion einen großen Teil des öffentlichen Raumes besetzt, ob Burka- und Kopftuchdebatte, Moscheebau, Frauenbild, Islamisten (Terroristen und Staatsmänner) und dabei geht es uns nicht besser sondern schlechter.
Ich fühle mich eingeengt, ich möchte mich nicht weiter mit Religionen befassen, es gibt schließlich schönere Dinge in der Welt der Ungläubigen. Die Philosophie zum Beispiel bildet eine Alternative, um die gedankliche Welt zu erkunden, wenn auch etwas komplexer, da sie im Gegensatz zur Religion keine einfachen vermeintlichen Wahrheiten vermittelt, sondern grundsätzlich alles hinterfragt und letztendlich in Frage stellt.
Gott sollte in den Köpfen bleiben, draußen hat er nichts zu suchen, nicht auf der Straße, nicht in der Regierung. Und da es für Atheisten keinen Gott gibt, gibt es auch keine Gotteslästerung. Der Blasphemieparagraph (166, StGB) gehört wie der Majestätsbeleidigungsparagraph (103, StGB) abgeschafft, und zwar jetzt, bevor noch mehr fehlgeleitete Menschen sich in ihrer Ehre oder in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen.
Es sollte die generelle Freiheit gelten, diese beinhaltet selbstverständlich die Glaubensfreiheit aber nicht eine totalitäre Religionsausübung; und das Prinzip gilt gleichermaßen für den Islam und das Christentum, für die anderen Religionen ebenso aber sie verhalten sich nun mal etwas zurückhaltender (mir ist nicht bekannt, dass die ca. 250.000 Buddhisten in Deutschland irgendwelche Forderungen stellen oder im Namen ihrer Religion Morde begehen), sodass wir sie fast vergessen. Schöner wäre es, wenn wir sie alle vergessen dürften, um endlich wieder zur (philosophischen) Vernunft zurückzukehren und in Frieden zu leben – ohne Religionskriege, ohne religiös motivierte Anschläge auf unsere Freiheit und unser Leben.
ITT, 20.08.2016
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.